Heinkel HE 72 Kadett von PAF

Der Wolf im Schafspelz

von Mark Maibom, lesen Sie den ausführlichen Bericht in der "Modell" 11/07

 

Einleitung

 

 

Der Wunsch nach einem neuen Modell blüht in regelmäßigen Abständen auf, aber was möchte man gerne fliegen? Eine moderne Kunstflugmaschine, oder doch mal wieder einen Oldtimer, der Markt hat dort so vieles zu bieten. Warum nicht beides kombinieren?

 

Seit geraumer Zeit bietet PAF-Flugmodelle die Heinkel HE 72 an, ein Doppeldecker aus den 30´ger Jahren.

Das zweisitzige Original ist für Schulungs- und Übungszwecke konstruiert und gebaut worden. Heinkel baute auch ein paar Baumuster mit Argus AS Reihenmotoren, die dem Modell als Vorbild dienten, jedoch hat die letztendliche Serienvariante einen Siemens Sternmotor erhalten. Die Heinkel „Kadett“ blieb im Bekanntheitsgrad aber der sehr ähnlichen Focke-Wulf FW 44 „Stieglitz“ unterlegen.

 

Bei genauer Betrachtung stellt man fest, das die Hebelverhältnisse gegenüber dem Original etwas optimiert sind und gute Flugleistungen versprechen. Die schlanke Motorhaube verleiht dem Modell einen aerodynamisch ausgefeilten Eindruck. Die V-Form beträgt 0°, alle Profile sind vollsymmetrisch. Die Konstruktion stammt übrigens von Günther Metterhausen. Außerdem hebt sich ein Doppeldecker im F3A-X Lager von den oft eingesetzten Extras und Ravens interessant ab. Die Heinkel „Kadett“ mit dem langen Rumpf gefiel mir auf Anhieb, und eine anspruchsvolle Zielsetzung wurde schnell aufgestellt: vorbildähnliches Aussehen, gute Eigenschaften für Kunstflugprogramm und weiterhin sollte auch ein bisschen Freestyle möglich sein.

 

 

 

Original

 

Technische Daten

Original

Modell

Maßstab:

-

1 : 4,3

Baujahr:

1933

2006

Spannweite:

9,00 m

2,1 m

Gesamtlänge:

7,50 m

2,0 m

Höhe:

2,77 m

0,55 m

Leergewicht:

590 kg

9,4 kg

Höchstgeschwindigkeit:

185 km/h

keine Angabe

Motor:

Argus

3W 75 Heindel

Tabelle 1: Technische Daten

 

 

 

 

 

Bausatz

 

 

So wurde bestellt und 5 Wochen später erwartungsvoll abgeholt.

Der Rumpf war leicht und sauber verarbeitet, ebenso die Motorhaube. Die Steckung Höhenleitwerk ist nur angedeutet, hier kann man in Eigenregie das Höhenleitwerk fest verkleben, oder eben mit einer Rohr-Steckung versehen. Die Steckungshülse ist erfreulicherweise im Höhenruder eingelassen. Die Flächen werden in 4 Hälften geliefert und sind komplett sauber verschliffen. Da kommt Freude auf, da der runde Randbogen doch eine Menge Schleifarbeit bedeuten würde. Nach Wunsch erhielt ich die Flächen und Leitwerke ohne eingefräste Ruder, da ich die Querruder weiter nach innen ziehen und die Höhenruder etwas größer haben wollte.

Ein GFK-Fahrwerk kann man mit Aufpreis anstatt eines Alu-Fahrwerks mitbestellen, doch dazu später mehr.

Der Bausatz wird durch N-Streben in CfK-GfK Bauweise, Baldachin aus gebogenem Alublech, Spinner und Flächenverkleidungsteile vervollständigt. Eine sehr kurze Bauanleitung mit Vorschlägen für Motorbefestigung, Flächenbefestigung und Fahrwerkseinbau, sowie die Schwerpunktlage und weiteren Einstellwerten liegt bei. Da ich den Bausatz nur für etwas erfahrene Modellbauer empfehlen kann, reicht die Anleitung aber vollkommen aus.

Alles in allen machen die Komponenten einen hervorragenden und sehr leichten Eindruck, allerdings fehlen die Spanten und Fahrwerkseinbauten, so dass hier noch etwas in Eigenregie erstellt werden muss.

 

 

 

Ausführung Bau

 

Mein ehrgeizige Zielsetzung war ein Gewicht von 9kg, als Motor sollte der 3W 75 Powermaster in der Heindel-Version dienen. Der kurze Motor passt aber ohne weiteres nicht in die schlanke Motorhaube. Also musste der Motor zurückgelegt werden, die kurze Kurbelwelle wurde dann wieder um 50mm verlängert. Der Motor wird mittels einem 6mm starken, cfk-beschichteten Ringspant und Hydromount-System mit dem Rumpf verbunden. Als Motorspant dient lediglich ein 4mm Pappelsperrholzring. Der für die schlanke Motorhaube notwendige S-förmige Krümmer samt 4Kammer-Dämpfer wurde kurzerhand bei Klaus Krumscheid bestellt.

Um das vorgestellte Gewicht zu erreichen, sollten die Flächen einteilig bleiben. Der schmale Rumpf und die Motorhaube sind wahre Leichtgewichte, trotzdem muss man im Vergleich zu einem F3A-X Eindecker die zwei Flächen inkl. der 4 Servos und auch noch die Streben rechnen. Die Einzelgewichte der Flächen (knapp unter 1kg pro Fläche) machte mir doch große Sorgen, die Gewebefolie „Solartex“ scheint doch wesentlich schwerer zu sein als normale Bügelfolie.

 

 

Rumpf

Mit etwas Mühe wurden die Spantenrisse ermittelt. Bis auf den Motorspant bestehen alle Spanten aus 3mm Pappelsperrholz, die Verschraubung für die untere Fläche ist aus 6mm Pappelsperrholz und 2 M6 Einschlagmuttern. Der Motorspant ist bündig hinter dem Kopfende und von innen mit Glasmatte und Epoxidharz verstärkt. Alle Spanten sind als Ringspanten mit ca. 3cm Stegbreite ausgelegt. Neben dem Motorspant gibt es einen für die Fläche vorne und hinten. Eine Verstärkung für die Baldachinverschraubung reicht zwischen den Kopf- und den zweiten Spant.

Die Tankhalterung ist aus zwei Papierwabenreststücken gefertigt worden und einfach am zweiten Spant angeschraubt. Für einen Smoke-Tank ist sofort der Platz berücksichtigt worden. Der Tank selbst ist aus einer 500ml PET-Getränkeflasche entstanden.

 

Fahrwerkseinbau

Hierzu gibt die Bauanleitung eine kleine Prinzipskizze vor. Ich verwende hier Längsträger aus 6mm Pappelsperrholz, die vom Motorspant bis zum vorderen Flächenspant gehen. Das eigentliche Fahrwerksbrett ist hier eingelassen und anständig verklebt. Die Fahrwerksbügel werden nun von der Seite eingeschoben und von innen verschraubt. Durch die angedachte Verwendung von 26 Zoll Luftschrauben stellte sich heraus, das die Fahrwerkshöhe relativ niedrig ist. Kurzerhand wurde das Fahrwerk gegen eins von Delro (2,3m Giles) ausgetauscht. Durch die Im-Rumpf-Verschraubung muss das Fahrwerk allerdings auseinandergesägt werden. Da der Doppeldecker jetzt wesentlich höher am Boden steht, sieht er auch noch wesentlich größer aus. Die Radkappen haben eine kurze Bauform und passen auf der Heinkel optisch sehr gut. Die Radachsen habe ich aus 5mm Schrauben gefertigt. Wichtig ist, dass die 100mm Kavan-Räder auf dem Schraubenschaft laufen, nicht auf dem Gewinde.

 

Motoreinbau:

 

Motorringspant

Der 3W 75 in der Heindelausführung erfordert einen Ringspant, der um den Motor herum geht. In der schmalen Motorhaube mit Berücksichtigung der hydromountbedingten Schwingungsraumes ist das ein Problem! Nachdem ein Ringspantdummy gemacht und alles probiert wurde, konnte dann ein 5mm Sperrholzspant mit Kohle beschichtet werden. Lediglich der Einbau des Dämpfer ist sehr eng , auf den Einbau eines Dämpfertunnels wurde daher von vornherein verzichtet.

Ein nicht unwesentlicher Faktor ist auch die Frischluftzufuhr des Vergasers: Die angewärmte Luft, die von vorne durch die Motorhaube geht und noch vom Krümmer zusätzlich angewärmt wird, sollte keinesfalls dem Vergaser zugehen, Frühzündungen aufgrund der warmen Luft sind hier vorprogrammiert. Aus diesem Grunde wurde noch eine Hutze auf dem Rumpf geklebt, die sich direkt über dem Vergaser befindet, mal sehen ob es reicht........

 

 

Mit dem 3W 75 Heindel, der nackt ca. 2,2kg auf die Waage bringt, liegt die HE 72 bei 9,3 kg, Das Gewicht ist in Ordnung, etwas schwer ist nur die Gewebefolie, die bei ca. 130 g/m² liegt und bei der Fläche natürlich etwas Gewicht mitbringt.

 

 

Dämpferhalterung

Die Dämpferhalterung wurde aus einem Papierwabe Reststück ausgesägt und mit 4 kleinen Silikonschlauchstücken wird der Dämpfer stramm, aber dennoch flexibel in Position gehalten. Dadurch, dass der Rumpf sehr eng ist und die Verbindungsstelle Krümmer – Dämpfer im Rumpf verbunden werden muss, gestaltet sich der Ein- und Ausbau als sehr aufwendig, d.h. im Klartext: Um an den Dämpfer zu kommen, muss der Motor und Krümmer ausgebaut werden.

 

 

Flächen

Diese wurden einfach aneinander geklebt, mit einem hochkantstehendem Steg verstärkt und mit 3 Lagen Glasmatte überzogen. Um Gewicht zu sparen, habe ich auf die Steckung verzichtet, der Baukasten sieht im Prinzip auch keine Steckung vor. Der Transport der 2,1m Stücke lässt sich noch gut bewältigen. Anschließend wurden die Querruder ausgefräst, alles verkastet und mit Scharnieren versehen. Bei der Kontrolle der Randbogen stellten sich kleine Differenzen dar, so musste noch mal minimal nachgeschliffen werden.

 

 

Höhenleitwerk:

Die Ruder habe ich bis ans Steckungsrohr vergrößert, weiterhin wurde entsprechend dem Vorbild eine Ausgleichsfläche angebracht. Es musste noch eine Wurzelrippe und die Verdrehsicherung hergestellt werden.

 

 

Motorhaube:

Ich wollte noch irgend etwas Besonderes an der Motorhaube. Also wurden Wartungsklappen ausgedacht und eingebracht. Die sind zwar nicht dem Original nachempfunden, aber am Boden mit geöffneter Motorklappe macht das irre was her.

 

Die Fensterscheibe wurde einfach aus einem Reststück Kabinenhaube gefertigt, mit Uhu-Por auf dem Rumpf geklebt und verschraubt.

 

Der Baldachin besteht aus 2mm Alu, fertig gebogen. Allerdings entsteht damit nicht die richtige Optik und passt auch nicht zu den Flächenstreben. Mit ein wenig Mehraufwand wurden die Streben mit 3mm Balsaholz beklebt, und anschließend profiliert. Die Maserung bleibt nach dem überlackieren sichtbar, und das ganze sieht so nach Oldtimer aus.

Die Flächenstreben sind aus einem Cfk-Rohr und Harz geformt worden. Da sie ein tragendes Teil darstellen, müssen sie dementsprechend auch was aushalten. Die mitgelieferten 3mm Alugabelköpfe waren etwas zu lang. Ich habe diese einfach gekürzt und wieder auf die vorher eingeharzten M3-Gewindestücke verschraubt und gesichert.

 

Verwendete Komponenten:

 

 

Motor:

3W 75 (75ccm) auf Hydromountsystem

Dämpfer:

4 Kammer- Dämpfer von Krumscheid

Zündungsakku:

4 Zellen 900 mAh

 

Luftschraube:

26 * 10 Menz (Scale), 24 * 12,5 Delro (Kunstflug)

Empfänger:

SMC 19

 

Akku:

4 Zellen 2000 mAh, mit PowerStrom-Kabel

Höhenruder:

2 * Graupner 8311

 

Querruder:

4 * Graupner 8311

 

Seitenruder:

1 * Hitec 5945

 

Gasservo:

Graupner 7451

 

Tabelle 2: Eingebaute Komponenten

 

 

 

 

Lackierung:

Da die Naht des Rumpfes sehr fein war, waren die Schleif und Spachtelarbeiten sehr schnell erledigt. Es folgte dann Gelb und Silber ganz einfach aus der Sprühdose. Die Kennungen wurden ausgeplottet und aufgebracht. Anschließend wurde alles mit einem seidenmatten Klarlack versiegelt. Die Flächen und Leitwerke wurden mit Robbe Solartex-Gewebefolie bebügelt. Um einen Holzflügel nachzustellen, wurden vorher „Rippen“ mit einem Edding direkt auf das Holz aufgemalt, erst dann wurde die Gewebefolie aufgebügelt. Die Verarbeitung ist gut, die Optik passt sehr gut zu den Oldtimer. Das Seitenleitwerk wurde entsprechend der damaligen Zeit mit Rot, Weiss und Schwarz lackiert..

 

Einmessen:

Hier war doch eine Menge Arbeit erforderlich, da die Steckung des HLW nur angedeutet war. Ich entschied mich, die EWD der Ultimate von Peter Erang zu übernehmen, was sich als ideal für die Heinkel darstellte. Generell passte alles sehr gut, und nach ca. 3h Arbeit prüfen und kontrollieren wurde alles so eingeklebt, bzw. verbohrt.

RC:

Auf den Funktionen Quer und Höhe finden Graupners Digitalservos 8311 Verwendung, die sich noch im Fundus befanden. Das Seitenruder, im Vergleich zu Eindeckern etwas kleiner, wird von einem Hitec 5945 bewegt, was auch vollkommen ausreicht. Der SMC19-Empfänger wandelt die Funksignale um und wird über einem Powerschalterkabel von einem 4 Zellen 2000mAh GP-Akku versorgt. Graupners Powerstromschalter hat den Vorteil, das es große Kabelquerschnitte vorweist einen doppelten Eingang in den Empfänger besitzt, und zwei Servos (in diesem Fall die unteren Querruder) direkt mit Strom versorgt.

Um eine direkte Anlenkung für die Drossel zu realisieren, wurde das Gasservo direkt mittels einem Kohlefaserwinkels an dem Motor geschraubt. Um das Gewicht des üppigen Motors zu kompensieren, wurden die beiden Höhenruderservos hinten unter dem Höhenleitwerk eingebaut. Dazu wurde die Dicke des Höhenruderdämpfungsfläche partiell auf die Hälfte reduziert. Das Servo wird nun halb von dem Höhenleitwerk verdeckt, die elegante Linienführung des schlanken Rumpfes wird nicht durch frei eingebaute Servos verschlechtert.

Der Seitenruderservoeinbau war in wenigen Minuten bewerkstelligt. Es befindet sich in einer 3mm Pappelsperrholzhalterung am hinteren Spant und lenkt - wie beim Original - das Seitenruder per Seile an.

Die Flächenteile enthielten bereits die Schächte für die Querruderservos. Bei der Größe der Querruder wird jedes separat von einem Servo angelenkt. Auch hier Stand das Vorbild Pate und so wurden die unteren Querruder von oben und die oberen Querruder von unten angelenkt. Hier muss natürlich auf eine symmetrische Anlenkung geachtet werden. Durch die schönen, verchromten Gestängeabdeckungen (bei P. Ritters oder 3W erhältlich) bekommt die Anlenkung dann auch das gewisse Extra.

Sämtliche Gestänge sind in 3mm und 3mm Gabelköpfe ausgeführt. Die Ruderhörner sind aus 2mm GFK-Platten gefräst worden und mit Uhu-Endfest eingeharzt.

Der Empfänger befindet sich in einer kleinen Box im Cockpitbereich und ist somit gegen Hitze geschützt.

Als letztes Stand dann noch die Verkabelung an. Man wundert sich, wie viele Meter hier sauber verlegt werden müssen. Scharfe Kanten oder der heiße Dämpfer sind eine hohe Gefahrenquelle.

 

Einstellungen:

 

 

Höhenruder:

+/- 30 mm, 50 % Expo

Seitenruder:

+/- 80 mm, 60 % Expo

 

Querruder:

+/- 15 mm, 50 % Expo

 

Schwerpunkt:

45 mm hinter Nasenleiste untere Fläche

EWD:

alles 0 °

 

Motorzug:

ca. 3 °

 

Motorsturz:

0,5 ° nach oben(!)

 

Staffelung Fläche:

160 mm

 

Tabelle 3: Einstellungen. Für´s Showfliegen kann man die Ruderwege entsprechend vergrößern.

 

 

 

 

 

Scale – Applikationen:

 

Die zuvor aufgebrachte Rippenstruktur per Edding kommt unter dem gelben Bügelgewebe sehr gut durch, es entsteht etwas Kontur, ohne viel Aufwand und zusätzlichem Gewicht.

 

Ich wollte einige optische Aufwertungen haben, aber das Gewicht nicht unnötig in die Höhe treiben und auch die Festigkeit nicht verringern. Der Kofferraumdeckel, ganz typisch hinter dem Cockpit bei Flugzeugen in dieser Epoche, wurde einfach mittels silberner Klebefolie imitiert. Für die Scharniernachbildung wurden kleine Schlitze in den Rumpf gefräst und von innen kleine Scharniere eingeklebt. Die Verriegelung ist einfach mit einem Gewebe-Band hergestellt worden, welches durch zwei 4mm Löcher gesteckt wurde. Die Haltegriffe sind aus 2mm Stahldraht gebogen und eingeharzt. Das Cockpit entstand aus 2mm Balsa und einer Furnierfolie aus dem Möbelbereich (D-c-fix), die Instrumente im Maßstab 1:4 stammen von Petrausch. Da im Rumpf nicht besonders viel Platz ist, entschloss ich mich, das vordere Cockpit nicht auszubauen. Die Leder-Persenning nähte meine Frau, genau so wie die hintere Cockpit-Umrandung. Hinten dient ein vorher aufgeklebter Schaumstoffstreifen für eine weiche Kante.

Die Verspannung der Tragflächen ist nicht zwingend notwendig, macht aber optisch einen guten Eindruck, außerdem habe ich noch immer etwas Angst, was die Flächenstabilität anbelangt. Die Seile sind aus dem Delro-Programm, der Pilot stammt von LHM Ludger Hemming Modellbau. Die Puppe ist in Wahrheit aber nur der Mechaniker, da sie doch den Abluftschacht, nämlich das hintere Cockpit, zu sehr ausfüllt und dadurch einen sehr heißen Arbeitsplatz hätte.

 

 

Flugtest:

Ich habe eine Menge Trimmarbeit vermutet, da Doppeldecker einfliegen in der Regel sehr aufwändig sind. Der Erstflug verlief dann aber besser als gedacht. Von Anfang an hatte man das Gefühl, die Heinkel geht wie auf Schienen, der lange Rumpf richtet den Doppeldecker sehr gut aus. Es waren nur wenige Trimmkorrekturen notwendig. Auch die ersten Test für korrekt EWD und Schwerpunkt meisterte die Heinkel problemlos. Der Rückenflug ist mit minimal Tiefenruderunterstützung ideal. In der Abwärtspassage konnte man nur eine sehr geringe Abfangtendenz feststellen.

Die Power des Motor ist der helle Wahnsinn, vermutlich auch dadurch, das der Rumpf sehr wenig Stirnfläche aufweist und dadurch zumindest etwas den höheren Widerstand der zwei Flächen ausgleicht. Die Beschleunigung senkrecht aufwärts ist alles andere als vorbildgetreu, selbst eine 3m Maschine mit 150 ccm kann da nicht mithalten. Dabei ist der Doppeldecker mit dem Delro-Prop erstaunlich leise. Punkt-Rollen aufwärts gehen geradlinig bis an die Sichtgrenze, d.h. Motorsturz und Seitenzug scheinen für die Aufwärtsfiguren schon zu passen. Lediglich Rollfiguren waren noch unrund, vermutlich sind die Querruder noch nicht 100% gleich eingestellt.

Im Messerflug dreht sich die Heinkel etwas raus, hier muss ein Mischer von Seite auf Quer gesetzt werden. Eine Tendenz auf Tiefe wegzutauchen, ist dafür kaum ausgeprägt.

Als nächstes wurden die Langsamflugeigenschaften getestet. Bei langsam durchgezogenem Höhenruderausschlag ist ein Abriss nicht möglich, die Heinkel bleibt einfach stehen, fängt an, minimal um die Längsachse zu taumeln und geht in einem stabilen Sackflug über.

Aufgrund des kleinen Tanks von nur 500 ml wurde dann auch frühzeitig zur Landung angesetzt. Hier muss man doch bedenken, dass es ein Doppeldecker ist, d.h. ohne Schleppgas sackt die Kadett durch. Beachtet man dieses, gelingen schöne Landeanflüge problemlos.

 

Ein Halter vom Hydromountdämpfer hat den Erstflug nicht bestanden, der Winkel ist gebrochen, ansonsten kann es aber erst mal so weitergehen. Ich vermute auch noch, dass der Vergaser zu warme Luft bekommt, beim zweiten Flug konnte man etwas Drehzahlschwankungen erkennen, Abhilfe könnte schon die Cockpitscheibe bringen, die die Luft in dem Rumpf verwirbelt.

 

Der Erstflug verlief also ohne Probleme, trotzdem habe ich davon abgesehen, Figuren mit großer Belastung zu fliegen, da der untere Flächenspant noch nicht verstärkt und auch die Seile noch nicht montiert waren.

 

 

 

 

Fazit:

Ein aussergewöhnliches Modell! Dieses Modell kann allen Erwartungen standhalten und übertreffen. Mit etwas höheren Bauaufwand bekommt man ein Modell, das nicht alltäglich ist. Die Optik des Doppeldeckers im 30ziger Jahre Stil mit der matten Lackierung hebt sich elegant von den Hochglanz- Maschinen ab, da macht einen das Aufbauen am Flugplatz schon Spass.

 

Positiv überrascht hat mich die stabile Fluglage, auch im Messerflug ist die Heinkel Kadett sehr neutral, ein Mischeranteil von Seite auf Quer ist allerdings notwendig.

 

Warum der eingangs erwähnte Wolf im Schafspelz?

Nun, in der Luft kann man gemütlich mit ¼ Gas vorbildgetreu den Flieger über den Platz kreisen lassen und ab und zu mal einen Turn einbauen. Im nächsten Moment kann man aber auch zur Torque-Rolle ansetzen und wie eine Rakete senkrecht beschleunigen, um anschließend mit Halbgas eine perfekte langsame Rolle und anspruchsvolle F3A-X Figuren zu fliegen.

Die neutralen Flugeigenschaften sorgen dafür, dass sich die Heinkel präzise durch Programme steuern lässt. Ein Modell mit sehr ausgewogenen und unkritischen Eigenschaften, eigentlich sogar zwei Modelle: Ein Oldtimer, und ein Wolf......